Varieté der Gefühle - Kritk gewünscht

  • Hey ho Leute :D
    Ich weiß nicht, ob ich das hier überhaupt Posten darf (weil es keine AC Geschichte ist) und wenn nicht, dann tuts mir leid, dass ich den Mods damit Umstände mache. Das will ich natürlich nicht.
    Also momentan schreibe ich eine Liebesgeschichte aber ich habe leider niemanden, der sie liest. Aber ich weiß, dass ihr hier eine echt tolle Community seid und deswegen, würde ich mich sehr freuen, von euch ein wenig Kritik zu bekommen. Was euch gefällt, was unklar ist, was zu unrealistisch ist, zu langweilig etc. etc.. Daher wende ich mich an euch, um einmal endlich ein feedback zu bekommen und um euch die Zeit zu vertreiben, wenn euch die Geschichte gefällt.
    Momentan habe ich 6 Kapitel veröffentlich auf fanfiction.de. Aber ich schreib euch den Prolog und die ersten 2 Kapitel hier, damit ihr erstmal schauen könnt, ob ihr weiterlesen wollt, ohne auf eine andere Seite zu müssen. Leider weiß ich nicht, ob der Verweis auf eine andere Seite in einem öffentlichen Thema wie diesem hier, als sowas wie Werbung zählt und nicht geposted werden darf. Daher schreibt mir einfach eine PN, wenn euch die Geschichte gefällt und ihr sie weiterlesen wollt.
    Also, wer es romantisch, irgendwie kitschig, gespickt mit Drama mag, der ist herzlich dazu eingeladen, weiterzulesen *:D*


    Varieté der Gefühle - Prolog



    An die Person, die dieses Buch liest. Es soll ganz deutlich zeigen, dass man das Leben nicht planen kann, so sehr man sich das auch manchmal wünscht. Hauptsächlich geht es um die Liebe und das Schicksal. Ob dieses Buch ein Happy End hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich weiß es immer noch nicht.


    Zunächst sollte ich wohl die alte Legende erzählen, die für diese Geschichte eine recht wichtige Bedeutung hat. Sie besagt, dass es immer einen Menschen auf dieser Welt gibt, der perfekt zu einem passt. Egal wie alt diese Person ist oder wo auf dieser Welt sie sich befindet, sie wird irgendwann in der Zeitspanne existieren, in der man selbst lebt. Die Chance sich jemals zu treffen ist so gering, dass es fast nie passiert. Aber wenn man ihr begegnet, so sagt man, dann hat man sowohl äußerlich als auch innerlich die Person gefunden, die auf dieser Welt am besten zu einem passt und die einem am meisten bedeutet, ob man will oder nicht. Niemand kann genau sagen, wie es sich anfühlt, diese Person zu finden. Alle die behaupten, dass es ihnen passiert sei, beschreiben das Gefühl anders. Doch der größte Haken an der Sache ist, selbst wenn man diese Person gefunden hat, so ist man meist leider umgekehrt nicht die Person die zu der anderen gehört. Das ist dann in etwa so, wie eine unerwiderte Liebe. Aber diese ist anders, als wenn man sich normalerweise einseitig verliebt. An dieser Art der Liebe zerbrechen viele nach einigen Jahren. Andere sollen es sogar schaffen, sie ganz zu verdrängen und sich neu zu „verlieben“. Aber sie werden nie wieder solch starke Gefühle für jemanden hegen können. Leider ist diese Unerwiderte Liebe, berichten nach zu folge, die die am häufigsten auftritt. Das sich zwei Menschen finden und zwischen Ihnen eine wahre Liebe entsteht ist so unwahrscheinlich, dass es nicht mal Erzählungen davon gibt. Aber man soll sich ihr nicht entziehen können.


    Die Meisten sagen, sie glauben nicht daran. Andere behaupten, ihnen sei so etwas passiert. Was mich angeht, eigentlich wollte ich immer an so etwas glauben, aber tief in mir habe ich gewusst, dass es nicht sein kann. Aber ich kenne persönlich keinen, der die Suche nach seinem Partner davon bestimmen lässt. Man wächst auf, verliebt sich, trennt sich, verliebt sich neu und immer so weiter. Bis man irgendwann die Person gefunden hat, mit der man sein Leben verbringen will. Man ist glücklich und wächst zusammen in guten wie in schlechten Zeiten, man unterstützt sich, passt auf einander auf und würde die andere Person um nichts auf dieser Welt aufgeben wollen. Natürlich ist nicht jedes Leben so und jeder Mensch ist anders glücklich. Manche möchten keine Beziehung, manche möchten sich nur nicht fest binden und so weiter und so fort. Jedoch wäre sowas wohl mein ideales Leben gewesen. Ich habe nie gewusst, was nach der Schule aus mir werden sollte. Aber ich hatte schon immer eine klare Vorstellung, was den Rest meines Lebens anging. Ich wollte mich verlieben, heiraten, Kinder bekommen und vielleicht einen Hund haben. Ziemlich langweilig, oder?


    Als ich vierzehn war, lernte ich die Person kennen, die mir später all das geben könnte. Stefan war sehr nett und aufmerksam und ganz anders als die anderen Jungen die mir bis jetzt begegnet waren. Wahrscheinlich lag es daran, dass er schon älter war. Siebzehn um genau zu sein. Er war nicht so albern und behandelte mich wie ein Mädchen. Es war ein bisschen so als wäre ein Ritter aus meinem Fantasybuch zum Leben erwacht. Am an Anfang war ich nur ein wenig verknallt in ihn, aber mit der Zeit zeigte er ernsthaftes Interesse und das gefiel mir. Eines Tages fragte er mich sehr nett und schüchtern, ob wir nicht mal ausgehen wollen. Ich war damals sehr nervös deswegen und habe mich gefragt, was andere wohl denken würden, wenn sie wüsste, dass ich mit einem drei Jahre älteren Jungen verabredet bin. Trotzdem willigte ich ein und mein Herz schlug so hoch. So kam es, dass wir zusammenkamen und als diese Geschichte beginnt waren wir schon fast sechs Jahre ein Paar. Mittlerweile war ich zwanzig Jahre alt, wohnte endlich alleine und studierte. Ich war sehr glücklich in meiner Beziehung mit Stefan und wir hatten schon so vieles zusammen erlebt, was uns noch näher zusammengebracht hatte. Einige Dinge davon waren schön, anderen waren traurig und schwer. Aber das gehört nun mal zu einer Beziehung dazu. Ich liebte ihn über alles und würde alles für ihn tun. Niemand hätte mir jemals weißmachen können, dass sich das eines Tages ändern könnte.




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  • Kapitel 1.


    Es war ein kalter Novembermorgen, an dem ich meine Augen öffnete und aus einem tiefen Schlaf erwachte. Schuld daran war hauptsächlich mein Wecker, diese Bösartige Erfindung des Teufels.
    Eigentlich hatte ich eine Mathematikvorlesung um acht Uhr, aber ich hatte auch überhaupt keine Lust mich warm anzuziehen und raus in den kalten, dunklen Tag zu gehen und das nur für eine Vorlesung. Ich blieb also erst mal im Bett liegen und kuschelte mich in die Decke. Dort dachte ich dann darüber nach, ob es wirklich in Ordnung wäre zu schwänzen, oder ob ich das später vielleicht bereuen würde. Schlussendlich siegte mein Pflichtbewusstsein über meine Faulheit und ich stieg aus dem Bett.
    Es war so kalt in meinem Schlafzimmer, dass ich geschworen hätte, ich müsste meinen Atem sehen können. Doch da war nichts zu sehen. Verschlafen öffnete ich das Rollo und sah hinaus auf die Straße. Stock dunkel war es und die Straßenlaternen erleuchteten mit ihrem orangenen Lichtkegeln den Boden, damit der Weg nicht vollständig von der Dunkelheit verschluckt wurde. Viel brachte das auch nicht. Ich dachte schon immer, dass hier ein paar Laternen zu wenig standen. Zitternd wandte ich mich vom Fenster ab und ging auf meinen Kleiderschrank zu. Ich holte frische Sachen heraus und nach dem Blick auf das Thermometer, auch eine Strumpfhose.
    Danach betrat ich mein Arbeitszimmer. Dort fütterte ich zuerst meine Kaninchen Jasper und Lucy. Die beiden ließen sich zufrieden von mir streicheln, als ich ihnen das Futter rein reichte und Heu auffüllte.
    „Na ihr zwei? Ich wünschte, ich müsste jetzt auch nicht nach draußen. Ihr habt es echt gut.“
    Mit einem leicht sehnsüchtigen Blick zurück machte ich mich auf den Weg in die Küche, dabei viel mein Blick auf die Uhr. Ich schlag mein Müsli herunter und rannte ins Bad um zu duschen und dann los zu gehen. Völlig abgehetzt kam ich an der Bushaltestelle an, als der Bus grade um die Ecke bog.
    „Ich sollte mir ernsthaft angewöhnen nicht mehr so lange liegen zu bleiben“ dachte ich zu mir selbst und vergrub mein Gesicht in meinem Schal. Im Bus ging mir durch den Kopf, dass ich mit dem Gedanken, dass ich heute Abend mit meiner besten Freundin und Stefan ins Kino gehen würde, wohl schon über den Tag kommen würde. Im November bekam ich immer leichte Winterdepressionen und mein sonst schon manchmal schnell gerezites Selbst wurde noch unerträglicher. Es tat mir wirklich leid, für die Leute die Zeit mit mir verbrachten. Daher gab ich mir immer die größte Mühe niemandem, der mir wichtig war, damit auf den Geist zu gehen. Leider fühlen sich bei sowas auch die leichtesten Aufgaben, wie aufstehen und aufräumen oder schlafen gehen, wie schrecklich und unüberwindbare Hindernisse an, deswegen war ich momentan auch immer zu spät oder machte alles auf den letzten Drücker. Unterwegs hörte ich immer Musik und das besserte meine Laune erheblich, sodass ich, bis meine Freundin aus der Uni, Anna, auf der Hälfte des Weges zu mir stieß, ich ziemlich gute Laune hatte. Dann unterhielten wir uns immer über dieses und jenes, bis wir an der Uni ankamen. Heute war also ein Tag wie jeder andere.


    Mathe war, wie ich es mir gedacht hatte, völlig unnötig gewesen.
    „Wieso, um Himmels Willen müssen wir sowas lernen, wenn wir doch Grundschullehrer werden?“
    völlig genervt, hauptsächlich davon, dass ich überhaupt aufgestanden war, sah ich zu Anna.
    „Ja, das ist wirklich nicht notwendig. Wir hätten echt nicht herkommen sollen.“ Sie lächelte
    „Aber jetzt haben wir ja auch schon aus. Was hast du heute noch so vor?“ dann brach sie ab und überlegte kurz,
    „Ach, du gehst ja ins Kino! Erzähl mir, wie der Film war, okay?“
    Ich sah zu ihr, während sie Ihre Mütze auf ihre langen braunen Haare setzte.
    „Ja, natürlich!“ ich grinste sie an, dann stieß ich einen tiefen Seufzer aus.
    „Zuhause setz ich mich erstmal schön hin, mach mir einen Kakao und spiel was! Das wird schön.“
    Wir liefen gemeinsam zur Bushaltestelle und mussten auch nicht lange auf den nächsten Bus warten.
    „Ich muss jetzt gleich erst mal arbeiten.“
    Meinte Anna zu mir, als sie sich in einen Zweier im Bus setzte.
    „Ach ja, trotzdem viel Spaß?“
    Wir beide lachten. Ich verbrachte gerne Zeit mit Anna und war froh sie kennengelernt zu haben. Aber das konnte ich ihr nicht einfach so sagen. Das wäre doch irgendwie merkwürdig, dachte ich mir.


    Zuhause angekommen hatte ich dann doch keine Lust mehr zu spielen, also machte ich mich auf den Weg zu Stefan, um die Zeit bis zum Kino mit ihm zu verbringen. Als ich grade im Zug saß klingelte plötzlich mein Handy. Ich holte es heraus und betrachtete zunächst den Bildschirm, um zu sehen, wer mich da eigentlich grade anruft, bevor ich ranging. Momentan wurde ich nämlich des Öfteren von Werbefirmen angerufen und so langsam ging mir das gehörig auf den Zeiger. Einmal hat mein Handy deswegen in der Uni geklingelt. Das war mir so peinlich, wenn ich daran dachte, wollte ich noch immer vor Scham im Boden versinken. Hätte ich doch bloß nicht meine Nummer bei dieser Umfrage angegeben. Darüber ärgerte ich mich bis heute und Stefan lacht mich regelmäßig dafür aus. Aber zum Glück war es diesmal nur meine Mutter. Obwohl, ist Glück dafür das richtige Wort? Sie rief alle paar Tage an, um sich zu vergewissern, dass ich noch lebte. Natürlich nahm ich den Anruf entgegen, auch wenn ich keine wirkliche Lust dazu hatte.
    „Hallo Mama!“
    ich sprach etwas lauter, weil sie sich immer beschwerte, dass sie mich auf dem Handy so schlecht verstehen könne.
    „Hallo, meine Süße!“
    Brüllte sie regelrecht zurück. Schließlich war sie auch der Auffassung, dass sie auch sehr leise zu hören war, aber das war sie natürlich nicht. Mittlerweile hatte ich aber aufgegeben ihr das zu erklären. Der Mann mir gegenüber im Zu sah mich etwas verwirrt an, schüttelte den Kopf und blickte dann wieder aus dem Fenster. Ich hielt als das Handy etwas weiter vom Ohr weg.
    „Wo bist du grade? Ich habe versucht dich zuhause zu erreichen, aber du bist ja anscheinend unterwegs.“
    'Ach, wirklich?' dachte ich mir, aber das war gemein und es tat mir direkt etwas leid.
    „Ja ich bin grade auf dem Weg zu Stefan. Wir gehen doch heute Abend ins Kino.“
    Ich wartete geduldig auf eine Antwort
    „Stimmt, da war ja was! Aber vergiss nicht, morgen gehen wir ins Varieté!“ rief sie.
    „Das vergess ich schon nicht! Es steht auch extra in meinem Kalender.“
    Ich lächelte etwas und war erleichtert, dass sie mir das gesagt hatte, denn ich hatte das sowas von vergessen. Nach dem Anruf trug ich es direkt in mein Handy ein, damit mir das nicht nochmal passieren konnte.


    Irgendwie hatte ich wieder schlechte Laune, als ich bei meinem Freund ankam. Ich war davon mittlerweile genauso genervt wie alle anderen auch. Stefan bemerkte das natürlich sofort, aber er sprach es nicht an, da er mich kannte und wusste, dass das nichts bringen würde.
    „Hallo Mila. Hast du Hunger?“
    Ich lächelte ihn an.
    „Ja. Warum weißt du eigentlich immer, was ich denke?“
    meine Laune besserte sich schlagartig. Das konnte nur er schaffen. Ich sah in seine Augen und es war als würde ich den aufgewühlten Ozean sehen. Das war immer wieder wunderschön.
    „Weil ich dich eben gut kenne.“ Er zwinkerte mir zu. „Was hättest du denn gerne?“
    „Hmm.“
    Ich überlegte Kurz.
    „Habt ihr noch Pommes?“ fragte ich und stellte mir schon vor, wie die ganze Küche danach riechen würde.
    „Ja, bestimmt. Komm, wir schauen nach!“
    Es gab tatsächlich noch welche, als machten wir Pommes und schauten im Wohnzimmer etwas Fernsehn während wir auf unser Essen warteten. Ich beobachtete Stefan wie immer und wurde mir in diesem Moment wieder klar darüber, wieviel Glück ich doch hatte einen so liebevollen Menschen gefunden zu haben.
    „Freust du dich schon auf den Film?“ fragte ich ihn, nachdem wir aufgegessen hatten.
    „Naja, ich hab nicht viele Erwartungen an den Film, aber schlimmer als der letzte von Tom kann es ja nicht sein.“ Wir beide lachten.
    Tom, der Freund von Stefans Schwester Alyssa war ein echt netter Kerl aber er hatte einen schrecklichen Filmgeschmack. Darauf geh ich lieber nicht weiter ein. Langsam wurde es dunkel draußen, doch der Film begann erst um 20 Uhr, also hatten wir noch ungefähr zwei Stunden, bis wir den Bus nehmen mussten um pünktlich am Kino zu sein.
    „Wie geht es dir jetzt so? Hast du bessere Laune?“ er klang leicht besorgt.
    „Ja, ich hab sehr gute Laune und freu mich schon auf den Film.“
    Das war nicht gelogen. Ich freute mich wirklich und selbst das wir noch raus mussten störte mich überhaupt nicht.
    „Ach, hab ich dir eigentlich erzählt, das ich mit meiner Mama und Axel morgen ins Varieté gehe?“
    „Ne, hast du nicht. Cool. Viel Spaß, ich steh ja nicht auf sowas aber dir gefällt das doch immer sehr gut, nicht wahr?“
    Er sah mich an und ich konnte die Frage von seinem Gesicht ablesen ‚Warum schaut man sich sowas nur freiwillig an?‘
    „Du bist ein Kulturbanause, weißt du das?“ lachte ich
    „Ja, das wird bestimmt auch schön. Vor allem, weil wir mit dem Auto hinfahren und nicht mit den öffentlichen.“
    Ich fuhr im Dunkeln nicht gerne Bus, ich hatte immer Angst, dass man mich überfallen würde oder sowas. Das war natürlich unwahrscheinlich, aber man hatte mir das als Kind so oft eingeredet, dass es mir bis heute noch irgendwo im Kopf rumspukte.
    „Ja, also mit dem Auto würde ich auch gerne fahren.“ beschwerte Stefan sich. „Aber leider muss Alyssa ja unbedingt zum Sport damit fahren. Das ist natürlich wichtiger.“
    Er schnaubte verächtlich und wandte sich wieder dem Fernseher zu. So verbrachten wir einen lustigen Abend, bis wir uns dann aufmachten um zum Bus zu gehen, in dem wir dann auf Sophie trafen. Sophie und ich hatten uns lange nicht mehr gesehen und ich war froh, endlich mal wieder etwas Zeit mit ihr verbringen zu können. Zuerst wussten wir nicht wirklich was wir uns sagen sollten. Nach den Umarmungen und dem Hallo war es etwas gezwungen, doch das änderte sich ziemlich schnell und wir sprachen über allesmögliche.
    „Hast du gehört,“ fragte Sophie aufgeregt
    „dass es insgesamt fünf Teile geben soll? Das hier ist nur der erste!“
    „Was? Fünf, ich hatte nur von drei gehört.“
    Ich war ganz aufgeregt.
    „Hoffentlich, wird der Film gut, dann können wir uns jedes Jahr auf einen neuen freuen.“
    „Ja! Lass uns jedes Jahr gemeinsam gehen, okay?“
    Ich nickte voll Vorfreude und wahr froh, dass wir uns nach all der Zeit noch so gut verstanden. Es war eine klare und kühle Nacht, die Wolken des Tages hatten sich verzogen und man konnte die Sterne gut sehen. Je weiter wir in die Stadt fuhren, desto schwerer konnte man sie natürlich erkennen, da die Lichter der schon weihnachtlich leuchtenden Stadt die Sterne regelrecht verschwinden ließen. Als wir endlich an der Endhaltestelle angekommen waren, schlenderten wir etwas über den schon geöffneten Weihnachtsmarkt, bis wir beim Kino angelangt waren.
    Bepackt mit Popcorn und Softdrinks suchten wir nach unseren Plätzen. Wir saßen perfekt mittig und hatten eine tolle Sicht auf die Leinwand. Das Licht wurde gedimmt und ich drehte mich zu Stefan um. Es verzog seine Lippen zu einem schönen Lächeln und ich gab ihm daraufhin einen Kuss. Er schmeckte nach süßem Popcorn. Dann wandte ich mich wieder der Leinwand zu, das Licht erlosch und der FIlm begann.




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  • Kapitel 2.


    Der Film war wirklich gut gewesen. Wir haben uns danach noch lange unterhalten und waren schließlich erst sehr spät zuhause.
    „Das war wirklich ein schöner Abend. Das müssen wir unbedingt wieder machen.“
    Etwas reumütig blickte ich zurück, als wir Sophie verabschiedeten. Wann würde ich sie wohl wiedersehen? Eigentlich machten wir immer aus, uns schnell wieder zu treffen, aber dann tun wir das am Ende doch nie. Entweder, weil keiner von uns beiden Zeit hat oder, weil wir es einfach wieder vergessen. Das vermisste ich an der Schulzeit. Damals habe ich alle meine Freunde jeden Tag gesehen, wir haben die Pausen zusammen verbracht und im Unterricht zusammengearbeitet. Damals hatten wir viel Spaß und wenn ich daran zurückdachte, wurde ich immer etwas melancholisch. Vor allem, wenn ich darüber nachdachte, dass ich wahrscheinlich die einzige aus meinem früheren Freundeskreis war, die überhaupt noch gerne an diese Zeit zurückdachte. Irgendwie wollten die anderen nicht mehr daran denken und schämten sich wohl für ihr früheres Selbst. Das konnte ich jedoch nicht nachvollziehen, denn schließlich macht uns unsere Vergangenheit ja auch zu dem, was wir sind. Ich jedenfalls dachte gerne an die alte Zeit.

    Stefan und ich gingen langsam nachhause, es war mittlerweile sehr kalt geworden und unser Atem tänzelte weiß vor unseren Gesichtern herum. Ich steckte meine Hand in seine große Jackentasche. Unsre Finger verschlungen sich ineinander und meine Hand wurde schnell wohlig warm.
    „Ich freu mich, dass du heute mit dabei warst, auch wenn du Kino eigentlich nicht so magst.“ lächelte ich ihn an.
    „Klar, für dich doch immer.“ erwiderte er mit leicht belustigtem Unterton.
    „Ja genau, was opferst du nicht alles für mich.“
    „Natürlich, aber nur für dich.“
    Er gab mir einen Kuss auf die Wange. Seine Lippen waren schön warm und ein Kribbeln breitete sich von der Stelle die sie berührt hatten aus und verbreitete sich langsam. Ich bekam eine leichte Gänsehaut und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ein blödes Grinsen erschien auf meinem Gesicht, solche Momente machten mich einfach glücklich und ich fühlte mich so wohl, wie sonst nie. Es war, wie ein kleines Feuer an dem man sich im Winter wärmen konnte, mein Licht im Dunkeln dieser kalten und düsteren Jahreszeit. Ich drehte mein Gesicht zu ihm und kam mit meinem Mund nah an sein Ohr.
    „Ich liebe dich.“ flüsterte ich.
    „Ich liebe dich auch. Sehr sogar.“
    Er nahm meine Hand etwas fester und so gingen wir warm und glücklich, in dieser kalten Novembernacht nach Hause.
    So könnte es meiner Meinung nach für immer bleiben. Einfach wir beide zusammen. Mehr brauchte es nicht, um mich glücklich zu machen und ich ging fest davon aus, dass es für ihn auch so war. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass sich das jemals ändern könnte. Aber leider ist das Leben unberechenbar und das würde es mir schon am morgigen Tag beweisen können.

    „Mila…“ ich hörte meinen Namen leise und von ganz weit weg. Das warme Wasser, welches mich umgab verschwand langsam und der Himmel verdunkelte sich. Ein frischer Wind kam auf und wehte mir meine blonden Haare ins Gesicht. Ich legte meine Sonnenbrille beiseite und schaute mich um. ‚Was ist denn jetzt los?‘ erschrocken sah ich, dass alle Menschen vom Strand verschwunden waren. Ich versuchte aufzustehen aber meine Beine wollten sich nicht bewegen. „Mila!“ mein Name schallte laut in der Bucht und wurde vom Wind getragen. Plötzlich begann die Erde zu beben und ich öffnete meine Augen.
    Mein Blick war gegen die Holzdecke gerichtet und draußen war es noch dunkel. Als ich mich umsah entdeckte ich Stefan der neben mir saß, seine Hand lag auf meiner Schulter.
    „Guten Morgen!“ er strahlte mich an.
    „Du hattest heute aber überhaupt keine Lust aufzuwachen oder?“ er nahm seine Hand weg und stand vom Bett auf. Ich war noch etwas verwirrt, erinnerte mich dann aber daran, dass ich ja bei ihm übernachtet hatte. Das grelle Licht der Lampe half mir etwas wacher zu werden.
    „Warum weckst du mich denn? Mein Traum war so schön.“
    Ich sah ihn an, als hätte er mich verraten, an den Wecker, den ich nicht gehört hatte. ‚Miststück‘ dachte ich und stellte mir vor wie ich den Wecker im Klo versenke.
    „Da hat aber jemand gute Laune. Du bist doch sonst immer so ein Frühaufsteher.“
    Er lachte laut und meine das natürlich ironisch.
    „Ja, ja, ist klar. Warum musstest du mich auch wecken? Ich hab keine Lust auf Uni heute.“ Es war mir klar, dass ich quengelte, aber es war mir in dem Moment egal. Es war viel zu früh, wir waren viel zulange wach gewesen und ich hatte so schön geträumt. Meine rechte Hand tastete verschlafen nach meinem Handy und entdeckte es schlussendlich am Rand des Bettes. Bevor es fallen konnte, schloss ich meine Hand darum und hielt es vor mein Gesicht. Ich hätte es weiter weghalten sollen. Das grelle Licht des Displays tat wirklich sehr weh in den Augen. Nachdem ich die Helligkeit geändert hatte, rief ich meine Mails auf und was ich da las, lies mich fast aufschreien vor Freude.
    „Mach das Licht wieder aus.“
    Ich drehte mich wieder auf die Seite und deckte mich zu. Ich wusste das Stefan mich verwirrt ansah. Er kratzte sich bestimmt am Kinn, legte seinen Kopf schief und machte dann den Mund auf.
    „Lass mich raten. Deine Vorlesung fällt aus und du hast heute frei?“ er klang leicht genervt.
    „Toll.“ Schnaubte er „Jetzt kann ich nicht mehr schlafen.“
    „Das tut mir leid.“ Sagte ich leise, als ich schon fast wieder im Halbschlaf versunken war.
    Seufzend schaltete er das Licht aus und ich spürte wie die Matratze etwas einsank als er sich wieder neben mich legte. Plötzlich wurde ich von seinen Armen umschlungen und er zog mich fest an sich. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken.
    „Gute Nacht mein Schatz.“ flüsterte er.
    Daraufhin versank ich in einen tiefen traumlosen schlafen und wachte erst wieder auf, als die Sonne schon aufgegangen war.

    Ich taste hinter mich und musste feststellen das Stefan nicht mehr im Bett lag. Das war fast immer so, also verwunderte mich das nicht wirklich. Er konnte nie so lange schlafen, wie ich, wollte mich aber auch nicht wecken und stand daraufhin immer auf. Da ich nun endlich mal ausgeschlafen war, setzte ich mich auf und ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Ich hatte ziemlich gute Laune heute und freute mich auf den Tag. Außerdem schien die Sonne und das half ungemein, meine Laune noch weiter zu heben.
    Ich entdeckte Stefan auf der Couch mit seinem Laptop auf dem Schoß. Er war ganz vertieft in seine Arbeit und seine Augen blickten hinter der Brille angestrengt auf den Bildschirm. Als er mich kommen hörte blickte er auf.
    „Endlich auch mal wach?“ sagte er um mich ein wenig zu ärgern.
    „Jap.“ Ich überging die kleine Stichelei einfach.
    Er stand auf, gab mir einen Kuss und wir frühstückten gemeinsam. Er erzählte mir, was er geträumt hatte und dass er nach dem Wecker am Morgen wirklich nicht mehr schlafen konnte. Das tat mir natürlich leid, aber er winkte ab, als wäre es nichts Wichtiges. Daraufhin umarmte ich ihn und wandte mich danach wieder meinem Frühstück und der Zeitung zu. In der Zeitung die auf dem Tisch lag, stand im Kulturteil ein kurzer Artikel über die Varieté Veranstaltung die ich mit meiner Mutter und ihrem Mann Alex am Abend besuchen würde. Ich hatte immer noch keine wirkliche Lust dazu, also überflog ich ihn nur.
    „Dem Artikel nach zu Folge, soll die Show heute Abend total toll sein.“ Ich hielt kurz inne.
    „Wirklich Lust hab ich ja eigentlich nicht.“
    „Dann geh nicht.“ Sagte Stefan ganz plump.
    Ich sah ihn leicht genervt an.
    „Du weißt genau, dass ich das nicht bringen kann. Das ist total unhöflich. Vor allem, weil sie mich einladen.“
    „Dann beschwer dich nicht.“
    Er zuckte mit den Schultern und trank den letzten Rest Milch aus seiner Müslischale in einem Zug aus.
    „Hast ja recht. Ich sag nichts mehr.“ Dann reichte ich ihm meine Schale.
    „Willst du meins auch noch?“
    Ich mochte es nicht, wie die Milch nach dem Müsli schmeckte. Sie war mir immer viel zu süß. Ohne ein weiteres Wort nahm er sie mir ab und trank auch meine Schale leer. Danach spielten wir noch ein wenig Karten und er zeigte mir einen Kartentrick. Ich bin zwar schon zwanzig Jahre alt, aber bei Zaubertricks werde ich wieder zu einem kleinen, kichernden Mädchen. Ich finde das sehr faszinierend. Auch wenn ich weiß, dass es nur Tricks sind.

    Gegen drei Uhr machte ich mich auf den Weg nach Hause.
    „Viel Spaß heute, ich liebe dich, pass auf dich auf!“ all das reif Stefan mir hinterher, nachdem ich aus der Tür getreten war und langsam die Straße zum Zug hochlief. Ich winkte ihm ein letztes Mal und ging dann weiter. Im Zug begann ich schon darüber nachzudenken, was ich am Abend anziehen wollte. Es sollte schon etwas schicker sein, sonst würde meine Mutter mich vermutlich lynchen. „Schließlich ist das ein Event! Wir machen so selten was alle zusammen.“ Sowas in der Art würde sie vermutlich sagen. Beim bloßen Gedanken daran musste ich grinsen. So war sie nun mal und ich war ihr vermutlich auch nicht ganz unähnlich. Ich schaute aus dem Zugfenster und die kahle Landschaft zog schnell an mir vorbei. Der goldene Herbst war definitiv vorbei. Die Bäume wirkten wie lange Hände, die nach den ewigen Wolken griffen um sie noch tiefer zu ziehen. Ihr Laub lag nun auf den Straßen. Es war nasse und matschig und man konnte tierisch schnell darauf ausrutschen. Die Sonne machte diesen Anblick aber trotzdem irgendwie malerisch.

    Zuhause hatte ich noch ungefähr eine Stunde, bis mich Axel abholen würde. Also sprang ich schnell unter die Dusche und zog mir eine Jeans und eine dunkle Bluse an. Außerdem legte ich meine Brille ab und benutzte meine Kontaktlinsen, wie immer, wenn ich schick weggehe. Ich hatte mir grade die Schuhe angezogen, heute war ich gewagt und zog welche mit Absatz an, ich fand, das vermittelte einen besseren eleganten Eindruck und ich hatte keine schönen flachen Schuhe, da klingelte mein Handy. Es war Axel der mich da anrief.
    „Moin Mila, ich bin jetzt da. Du kannst also runterkommen.“
    „Okay, ich bin sofort da!“ ich legte auf und zog mir meine Jacke an. Dann ging ich schnell die Treppe nach unten und lief raus auf die Straße. Axel wartete im Auto auf mich. Ich öffnete die Vordertür und begrüßte ihn herzlich. Es war zwar manchmal schwer mit ihm, aber ich hatte ihn doch gern.
    „Hallo Axel. Wie schön, dass wir alle zusammen mal wieder etwas machen nicht wahr?“
    Ich schnallte mich an und wir fuhren los.
    „Ja, Mila, ich find das auch gut.“
    Auf der Fahrt unterhielten wir uns über den Film von gestern und über mein Studium. Axel war immer skeptisch gewesen, ob ich mein Studium durchziehen würde, weil ich mein vorheriges nach zwei Semestern abgebrochen hatte. Ich konnte das irgendwie verstehen, er wollte eben nicht in etwas investieren, was am Ende doch nichts wird. Aber ich denke, mittlerweile glaubt auch er daran, dass ich das durchziehen möchte. Das Studium macht mittlerweile wirklich Spaß und ich glaube wirklich, dass ich das schaffen kann. Ich war zwar nie die Beste in der Schule, hab mich aber zum Ende hin sehr verbessert und momentan hab ich auch alle meine Prüfungen bestanden. Ich gab mir wirklich Mühe und ich denke, dass er das mittlerweile auch erkennen konnte. Das freute mich sehr, da wir eine Zeit lang eine sehr unangenehme Stimmung in der Familie deswegen hatte und ich mich immer weiter abgekapselt hatte. Deswegen waren solche Abende wie heute auch so wichtig für meine Mutter. Als wir endlich bei Mama und Axel zuhause ankamen war es schon dunkel. Mama freute sich so sehr mich mal wieder zu sehen und schloss mich direkt in ihre Arme.
    „Ach mein Mäuschen. Wie schön, dass du da bist“ sagte sie liebevoll.
    Sie strich mir über mein blondes Haar und schob mich direkt rein. Dan plapperte sie los, über Gott und die Welt. Wir telefonierten zwar oft, aber Mama hatte immer so viel zu erzählen und freute sich, wenn man ihr einfach zuhörte. Also folgte ich ihr durch die Wohnung, während sie erzählte und sich gleichzeitig für den Abend schick machte.
    „Hab ich dir eigentlich gesagt, wie die Aufführung heißt?“ fragte sie, wären die die Farbe von Seidenstrümpfen verglich um zwei gleiche zu finden.
    „Ähm. Nicht, dass ich wüsste.“ sagte ich zögernd.
    „Ach so, Stella. So heißt das Stück. Also wie Stern auf Italienisch. Die ganze Aufführung ist maritim angehaucht. Das tut bei diesem kalten Wetter bestimmt gut.“
    Sie hatte endlich zwei gleiche Strümpfe gefunden und ehe ich mich versah, saß ich auch schon wieder im Auto. Diesmal auf der Rückbank, weil Mama natürlich vorne saß.
    „STOP!“ schrie Mama, als wir grade aus unserer Straße rausgefahren waren.
    „Was zum…?“ ich war völlig irritiert und sah Mama verwirrt an.
    „Ich hab die Karten nicht eingepackt.“ Sie wühlte panisch in ihrer Handtasche rum, nur um sie kurz darauf doch zu finden.
    „Falscher Alarm! Wir können weiter.“
    Erleichtert lachte sie auf und schaltete das Radio an. Axel warf mir im Rückspiegel einen vielsagenden Blick zu, der so viel heißen sollte, wie ‚Typisch deine Mutter‘ und fuhr weiter. Die Fahrt war recht schnell vorbei und ich war froh, dass wir in keinen Stau gekommen waren, wir waren nämlich schon etwas knapp dran. Ich hatte zwar nicht wirkliche Lust gehabt, aber so langsam machte sich ein leichtes Kribbeln der Aufregung in meinem Magen breit und ich war gespannt, auf die Aufführung. Wir fanden schneller als gedacht einen Parkplatz und waren so doch genau pünktlich da.

    Vor dem Eingang des alten Theaters lag ein roter Teppich aus und man fühlte sich ein wenig wie ein Star, wenn man über ihn zum Eingang schritt. Die großen Glastüren wurden für uns geöffnet und wir befanden uns direkt in einer kleinen Vorhalle. Dort stand ein rotes Sofa aus Kunstleder und in die Decke waren hunderte kleine Lampen eingelassen, die vor der dunklen samtdecke aussahen wie Sterne. All das wirkte sehr einladend und man fühlte sich direkt wie in einer anderen Welt. Ich war wirklich froh das ich mich schick angezogen hatte. Meine Absätze machten kleine Klack-geräusche, als ich über den Steinboden ging, der aussah wie Marmor. An der Garderobe gaben wir unsere Jacken ab und dann wurden wir über eine schöne breite Treppe mit Goldverzierungen am Geländer und dunkelblauem Samtteppich in den ersten Stock zur Bar geführt. Dort waren schon einige andere Gäste mit schicken Cocktails und warteten auf den Einlass. Wir setzten uns einen noch freien Tisch und bestellten uns auch Cocktails. Mamas und Axels hatten einen tollen blauen Farbverlauf und diesen coolen Zuckerrand und meiner schmeckte unglaublich nach Orange und gab einem ein kleines Südseefeeling. Kurz nachdem wir unsere Getränke erhalten hatten, ertönte ein lauter Gong und wir konnten uns zu unseren Plätzen begeben. Wir gingen durch eine Tür, an der uns eine nette Platzanweiserin begrüßte, und befanden uns dann in einem ziemlich großen Saal der nach hinten anstieg. Vorne war die Bühne, ich konnte nicht erkennen, wie groß sie war, da sie von zwei schweren, roten Samtvorhängen verdeckt war. Der Boden war ganz mit dunklem Teppich bedeckt und die Tische waren aus dunklem Holz. Erleuchtet wurde der Saal nur durch die kleinen Lampen, die auf den Tischen standen und durch zwei Scheinwerfer die auf die Bühne leuchteten. Das Licht war sehr warm und angenehm, man fühlte sich direkt wohl. Die Stühle rund um die Tische waren rot, wie das Sofa aus der Vorhalle und auch aus dem gleichen Material. Wir hatten einen schönen Platz, genau in der Mitte und nicht zu nah an der Bühne, aber auch nicht zu weit entfernt. Als wir platzgenommen hatten, wurden wir direkt von einer witzigen Kellnerin begrüßt.
    „Hallo, ich bin Sonja und ich werde mich heute Abend um Sie kümmern. Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, lassen Sie es mich bitte wissen.“
    Sie sprach sehr schnell und strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als das alles so aus ihr herausgesprudelt kam. Ich lächelte höflich zurück.
    „Vielen Dank.“ Sagte Axel.
    „Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken anbieten?“
    Sie hatte einen Stift und einen kleinen Notizblock gezückt, bevor ich überhaupt in die Karte geschaut hatte.
    „Eine große Flasche Wasser bitte, mit drei Gläsern.“ Axel überlegte kurz „und für uns beide einen Rosé bitte. Was möchtest du haben Mila?“ er blickte zu mir und auch die Kellnerin sah mich erwartungsvoll an. Dabei hatte ich mir noch nichts überlegt. Ich wurde nervös, wie immer in solchen Situationen.
    „Ähm…Also, ich denke, ich nehmeee…“
    Ich zog das e sehr lang, während ich versuchte Zeit für meine Überlegung zu schinden.
    „Einen Caipirinha bitte.“
    Das war das erstbeste was mir einfiel und den mochte ich auch ganz gerne, also war das eine für mich ganz gute Wahl.
    Kurz danach kam schon das Essen. Die Kürbissuppe passte perfekt zur Jahreszeit und war auch nicht zu scharf. Aber die Gans als Hauptspeise mit Rotkohl und Klößen war noch besser. Wir quatschten viel beim Essen und hatten viel Spaß. Dann kamen die Leute, die kein Essen mitbestellt hatten und nahmen ihre Plätze ein. Ich hatte mich schon gewundert, warum es so leer war, aber nun war bis auf den letzten Platz alles besetzt. Dann wurde das Licht gedimmt und die Show begann.
    Anders als sonst trat diesmal wohl ein ganzes Ensemble auf und das gab einem ein gutes Gefühl von einem Fluss durch die Geschichte die dort erzählt wurde. Auch wenn ich kein Wort italienisch oder französisch sprechen konnte, verstand man die Geschichte doch sehr gut. Es ging um einen Wanderzirkus, der damals, als sowas noch gang und gäbe war, durch den Süden von Ort zu Ort gezogen ist, um dort ihre Shows zu präsentieren. Die Geschichte war sehr lustig erzählt und die Artisten waren unglaublich gut. Die Frau an den Ringen war sehr beeindruckend und der Jongleur war unfassbar, sowas hatte ich zuvor noch nie live gesehen. Ich war sehr aufgeregt und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Seilkünstler war mein persönliches Highlight. Er bewegte sich auf dem Seil, wie auf festem Boden und spielte dazu noch sehr witzig seine Rolle. Er war ein Junger Mann und auch recht attraktiv, soweit ich das von meinem Platz aus erkennen konnte, kein Wunder also, das er von den Mädchen im Zirkus angehimmelt wurde. Nach einem spektakulären Salto auf dem Seil, war seine Vorstellung vorüber und er begab sich zu den Instrumenten. Da viel mir plötzlich auf, dass sie auch ihre eigene Musik spielten. Das war sehr eindrucksvoll und ich fragte mich grade, wieso manche Menschen einfach mehr zu können scheinen als andere, als passend zum Auftritt der Röhnrad Artistin die Scheinwerfer durch die Menge glitten.

    Es war genau in diesem Moment, indem ich auf die Bühne zu den Musikern schaute und der Seilkünstler ins Publikum sah, als sich unsere Blicke trafen. Es traf mich hart wie ein Schlag, so etwas hatte ich noch nie gefühlt. Meine Eingeweide zogen sich zusammen und mein Herz raste. Ich wusste, dass ich knall rot wurde und ich wusste auch, dass ich ihn anstarrte, aber das war mir in diesem Moment alles egal. Ich vergaß den Saal um mich herum, ich vergaß den Beifall der Zuschauer für die Künstlerin, ich vergaß die Musik. Alles was ich wahrnehmen konnte war nur noch er. Ich hatte das starke Verlangen, nie wieder von ihm getrennt sein zu wollen. Dabei kannte ich ihn doch nicht mal. Instinktiv wusste ich, dass es sich so anfühlen musste, wenn man den gefunden hat, der zu einem gehört. Den der perfekt zu einem passt und es wird niemals jemanden geben der besser zu einem passt. Ein warmes kribbeln füllte mich von meinem Magen bis zu meinem Herzen aus.


    Ich starrte ihn immer noch an. Dann begann mein Hirn wieder zu arbeiten, aber völlig funktionstüchtig war es immer noch nicht. Ich fragte mich langsam, ob es nicht auffiel, dass ich ihn so anstarrte. Aber vor allem war da die Frage, ob er mich überhaupt bemerkt hatte. Was würde ich tun, wenn nicht. Ich musste ihn doch irgendwie kennen lernen. Ich dachte in diesem Moment an so viele Dinge, aber nicht an das offensichtlichste. Stefan.




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