Beiträge von Aki

Kapitel 3:

Akiza McGarrett

Das Telefon klingelte. Genervt drehte ich mich auf die andere Seite und grummelte ins Telefon. „McGarrett“ „Guten Morgen, Sonnenschein“ „Was willst du?“ „Na, na, nicht so freundlich am frühen Morgen“ Ich konnte das Grinsen förmlich hören. „Heute ist mein freier Tag, warum rufst du um kurz nach 5 Uhr an? Was willst du, G?“ „Wir haben einen neuen Fall. Nichts wird aus deinem freien Tag. Also aufsatteln, wir sind in 10 Minuten da und holen dich ab“ Tuut tuut tuut. Das Schwein hat einfach aufgelegt. „Idiot!“ stieß ich aus und schwang mich aus dem Bett.

Nichtmal die Zeit für einen Kaffee, grrr. Der schwarze Challenger fuhr vor. „Guten Morgen, Sonnenschein“, grinste G und stieg aus, um mich einsteigen zu lassen. „Du gehst nach hinten, Sonnenschein!“, zischte ich und funkelte ihn böse an. Ohne meinen Kaffee war mit mir nicht zu spaßen. Grinsend stieg G hinten ein und ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Kaum saß ich im Challenger, stieg mir der liebliche Duft von Kaffee in die Nase. Ich wollte gerade danach Ausschau halten, da wurde mir plötzlich ein Kaffeebecher vor die Nase gehalten. „Für meinen liebsten Koffeinjunkie“, lachte der Fahrer des Wagens und setzte sein charmantestes Lächeln auf. „Ist damit alles wieder gut?“ „Hmm, für dich schon Sam. Ich danke dir für den Kaffee. Für G... wohl eher nicht“, zwinkerte ich ihm zu und nahm einen großen Schluck dieses wunderbaren Trankes. „He! Das ist nicht fair!“ „Klappe dahinten auf den billigen Plätzen!“ riefen Sam und ich lachend und stießen mit unseren Kaffeebechern an.

„Also was haben wir, Eric?“ fragte G, nachdem wir in der Kommandozentrale eingetroffen waren. „Hey Leute! Akiza, du auch hier?“ „Jap, das war es wohl mit meinem freien Tag. Also Eric, was haben wir?“, seufzte ich und wartete darauf, dass Eric endlich anfing, uns in den Fall einzuweihen.
„Commander Ian Foley, Navy Nachrichtendienst, wurde heute Morgen auf offener Straße erschossen. Das NYPD war bereits vor Ort und hat den Tatort gesichert“ Eric räusperte sich. „Was?“ Ich musterte ihn. Da kam noch was, was uns nicht gefallen würde. „Da sie am Anfang nicht wussten, dass das Opfer von der Navy ist, haben sie den Tatort nicht nur gesichert, sondern auch die Leiche in die Autopsie gebracht und die Spuren gesichert. Erst als der Pathologe ein Tattoo an dem Opfer entdeckt hat, was er eindeutig der Navy zuordnen konnte, haben sie uns informiert und uns den Fall überlassen.“, beendete Eric den Bericht.
„Das darf doch nicht wahr sein! Diese Anfänger!“, wütend lief G auf und ab. „Was fällt denen eigentlich ein!?“ „Und was machen wir jetzt?“, warf ich in die Runde ein.
„Eric, du schaust dir mit Nell zusammen die Verkehrskameras an und versucht, den Tatort zu rekonstruieren. Sam und ich werden dem NYPD einen Besuch abstatten und uns die Beweise holen, sowie denen mal gehörig die Meinung sagen! Akiza, du fährst zum Tatort und schaust dich dort nochmal um. Vielleicht findest du noch was, was die netten Herren des NYPD vergessen haben.“, befahl G. „Okay“ kam es von allen synchron.

Ich lief also schnell zu meinem Schreibtisch, um meine Sachen zu packen und schnappte mir die Schlüssel zu meinem Auto. Ich hatte es gestern Abend hier stehen lassen, da wir abends noch was Trinken waren.
Der Tatort war nicht weit vom NCIS entfernt. Es dauerte also nicht lange, da sah ich bereits das gelbe Absperrband des NYPD im Wind flattern. Ich parkte am Straßenrand, holte Handschuhe aus dem Kofferraum und untersuchte die Straße. „Also, was haben wir hier?“, murmelte ich und blickte mich um. Die Straße verläuft ziemlich gerade, sie hatte nur links einen Bürgersteig und rechts ging eine weitere Straße ab. An dieser Kreuzung wurde Foley erschossen. Auf der Bürgersteigseite befinden sich links davon drei große Lagerhäuser, die von einem Zaun abgetrennt sind. Zwischen diesen Lagerhäusern sind kleine Gassen. Auf der Kreuzung sieht man eindeutig Reifenspuren, die aus der kleinen Nebenstraße kommen. „Foley wurde auf der offenen Straße erschossen. Nicht auf dem Bürgersteig, sondern auf der Fahrbahn. Er hat vielleicht Etwas gesehen und ist auf die Straße gerannt, um zu flüchten. Oder er wollte gerade die Fahrbahn überqueren. Mal sehen... drei Lagerhäuser mit engen Gassen. Na super! Den Kriminellen fällt auch nichts besseres ein, als ihre Opfer immer in verlassenen Gegenden mit Lagerhäusern zu erschießen. Erleichtert die Arbeit nicht gerade. Wir haben also von den Lagerhäusern mindestens 5 potentielle Positionen, von denen aus geschossen worden sein konnte. Die zwei dunklen Gassen und aus den drei Lagerhäusern bzw. vom Dach aus. Herrlich!“, der Sarkasmus in Akizas Stimme war nicht zu überhören. „Die Reifenspuren dort müssen wir auch untersuchen. Möglich, dass sie von dem Mörder stammen. Mal hören, was Eric für mich hat. - Hi, Eric. Erzähl mir was. Was sagt der Polizeibericht, von wo Foley erschossen wurde und wo er getroffen wurde. Mit welchem Kaliber? Und hast du Verkehrskameras gefunden? Ich sehe hier nämlich keine. Wir haben mindestens 6 potentielle Positionen, von denen er erschossen werden konnte. Ich würde das gerne eingrenzen.“

„Nell hat den Polizeibericht gerade rein bekommen. Also, Foley wurde von vorne erschossen. Ich schicke dir die Fotos vom Tatort auf dein Handy, dann kannst dir selbst ein Bild davon machen. Erschossen wurde er mit einer 38er, direkt ins Herz, drei Schüsse. Da wollte wohl jemand sicher gehen, dass er nicht mehr aufersteht. Leider sind dort keine Verkehrskameras, wir haben bisher kein Videomaterial. Nell versucht gerade, Kameras der Lagerhäuser ausfindig zu machen, aber bisher ohne Erfolg“, erklärte mir Eric.
„Danke Eric, ich werde sehen, was ich noch so herausfinde. Achja, haben die vom NYPD die Reifenspuren gesehen? Ich schicke dir am Besten ein paar Fotos davon. Kannst du für mich herausfinden, zu welchem Auto sie gehören?“
„Klar, bin schon dabei. Bis später, Akiza!“, und schon hatte er aufgelegt. Ich grinste. Er ist immer so voller Tatendrang.

Ich schickte Eric also die Fotos von den Reifenspuren und schaute mir die Fotos an, die Eric mir geschickte hatte. Er lag mit dem Rücken auf dem Boden und hatte drei Einschusslöcher in der Brust. Alle sehr nah beieinander, der Schütze kann also zielen, bemerkte ich trocken. Ich schaute mir die Fotos und die Umgebung genauer an und kam zu dem Schluss, dass er nicht von den Lagerhäusern aus erschossen wurde, denn sonst wäre er in den Rücken geschossen worden. Er wurde also von Etwas auf der anderen Seite erschossen. Und da blieben nur die Reifenspuren übrig. So wie er da lag, muss er von dem Bürgersteig auf die Straße zu dem Auto gelaufen sein und wurde dann kaltblütig erschossen. Das bedeutet also, Foley muss den Schützen gekannt haben, wer läuft sonst einfach so auf ein fremdes Auto zu! Mit dieser Erkenntnis gab ich mich zunächst zufrieden und fuhr zurück zum NCIS. Ich bin mal gespannt, was die anderen herausgefunden haben.

Derweil bei Pearson & Hardman...

Louis tigerte in seinem Büro auf und ab. Wie konnte er diesen Fall nur so vermasselt haben? Er musste die Sache wieder gerade biegen, bevor Jessica herausfindet, was gestern passiert ist. Er hätte nicht gedacht, dass diese Frau so schlagfertig ist und er nicht mit seiner Masche durchkam. Bei anderen Zeugen kam er damit immer gut zu Recht. They just got Litt up! Ihm fiel wieder ein, wie er sich diesen Spruch ausgedacht hatte...
„Louis!“ Louis zuckte zusammen und sah erschrocken auf. Jessica stand mit verschränkten Armen vor ihm und schaute von oben auf ihn herab. Ihr Blick sprach mehr als tausend Worte. Und zwar ganz und gar unschöne Worte. „Jessica, ich...“ „Louis, kannst du mir bitte erklären, wie in Gottes Namen du es angestellt hast, die Zeugin so zu belästigen, dass sie 1. die Aussage abgebrochen hat und so die Angelegenheit unnötig in die Länge gezogen wird und 2. jetzt jemand anderes die Aussage aufnehmen muss?!?“ „Jessica, ich...“ „Ach und außerdem ist Jardin von der Sache nicht begeistert gewesen! Er war drauf und dran, uns zu kündigen, aber ich konnte ihn beschwichtigen. Ich habe ihm gesagt, dass du einen Fehler gemacht hast und nun unser Top-Anwalt die Aussage aufnimmt. Du kannst mir später dafür danken. Und vergesse nicht, die Zeugin anzurufen!“ Mit diesen Worten marschierte Jessica aus Louis Büro und würdigte ihn keines Blickes mehr. Zerknirscht ließ sich Louis in den Stuhl zurück sinken. Das hatte er wirklich vermasselt. Er starrte auf sein Diktiergerät. Dazu fehlt ihm jetzt auch die Kraft. So ein Mist!

„Harvey“. „Jessica, was kann ich für dich tun?“ Harvey blickte von seinem Laptop auf und lächelte sie freundlich an. „Du hast sicher schon von Louis Fauxpas gehört.“ „Ja, es war ja nicht zu überhören!“, lachte Harvey laut auf. „Das ist nicht lustig, Harvey. Unser Mandant hätte uns beinahe gefeuert, deswegen habe ich ihm versichert, dass unser bester Mann die Sache jetzt bearbeitet. Louis wird die Zeugin anrufen und einen neuen Termin mit ihr vereinbaren. Dann wirst du mit ihr die Aussage durchgehen und die Sache ist endlich erledigt“, fasste Jessica in ihrem Befehlston zusammen. Sie reichte ihm die Akte. Harvey stand auf, nahm sie entgegen, salutierte „Jawohl Ma´am!“ und lachte laut auf. Jessica verdrehte nur die Augen, konnte sich ein Grinsen beim Verlassen von Harveys Büro aber auch nicht verkneifen.

„Donna, wo ist Mike?“, wollte Harvey wissen. Donna kam in sein Büro und zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht hat Louis ihm wieder ins Archiv zur Aktenarbeit verdonnert, weil er Zeuge seines Fauxpas war“, mutmaßte Donna und grinste. „Was brauchst du denn von Mike?“ Harvey zeigte Donna die Akte und sagte: „Jessica möchte, dass ich die Aussage aufnehme, die Louis verbockt hat. Sie hat mir die Akte gegeben, aber ich möchte von Mike gerne wissen, was genau da abgelaufen ist, damit ich mich vorbereiten kann.“
„Und du möchtest nicht auch Informationen über die Zeugin haben, um dich besser über sie zu informieren?“, hakte Donna mit einem wissenden Grinsen nach. „Nein, Donna, das ist rein beruflich.“, entgegnete Harvey in bester Manier und hoffte, Donna damit zu überzeugen. Donna verdrehte kichernd die Augen, verließ aber das Büro. Harvey verdrehte ebenfalls die Augen, allerdings sichtlich genervt von Donnas Andeutungen. Er muss eben alles über diese Frau wissen, um sich auf die Aussage vorzubereiten. Nickend überzeugte er sich selbst davon und machte sich weiter an die Arbeit.

Akiza McGarrett

„Wie kann ich Ihnen helfen, Miss?“, fragte die Dame freundlich und ich zeigte ihr meine Vorladung. „Sie können dort hinter mir noch etwas Platz nehmen. Ein Mitarbeiter wird Sie dann abholen.“ „Danke“, entgegnete ich freundlich und nahm auf einem der Sessel Platz.
Eins musste ich zugeben. Der Ausblick war fantastisch. Man hatte einen tollen Blick über New York. Mit so einem Ausblick lässt es sich hier bestimmt einigermaßen aushalten.
„Mrs. McGarrett?“ Ich drehte mich um und musterte den Jungen, der mich ansprach. Ja, Junge traf es ganz gut. Mitte 20 musste er sein, dachte ich mir. Der Anzug ist schon ein bisschen mitgenommen und die Krawatte war wohl auch nicht mehr die Neuste. Er ist also nur ein Assistent, denn so lassen die hier keinen ihrer Top-Anwälte herumlaufen.
Sie hatte sich über die Kanzlei informiert. Pearson & Hardman ist eine der angesehensten Kanzleien New Yorks und ist für die gehobene Gesellschaft eine Top-Adresse. Die Kanzlei hat Mandanten wie die Firma Coastal Motors, eine der weltweit größten Hersteller für Motoren. Und dieser junge Mann gehörte noch nicht zu denjenigen, die mit den Managern von Coastal Motors an einem Tisch sitzen...

„Ja“, antwortete ich ihm. „Schön, dass Sie gekommen sind, Ma´am. Ich bin Mike Ross und werde Sie zu ihrem Termin führen.“
„Was blieb mir anderes übrig? Laut diesem Schreiben hier“, ich hielt ihm das Schreiben vor die Nase, „bleibt mir nichts anderes übrig, als hier zu erscheinen, außer ich möchte meinen Geldbeutel erleichtern“, entgegnete ich ihm sichtlich genervt.
„Das tut mir leid, Miss. Louis, ich meine Mister Litt, neigt oft dazu, es zu übertreiben und seinen Standpunkt mehr als deutlich zu machen.“, versuchte er mir mit einem entschuldigendem Lächeln zu erklären. „Hmm“, wenig Begeisterung schwang in meiner Stimme mit, „Können wir es dann hinter uns bringen?“ Ich sollte vielleicht netter sein, der arme Junge kann ja schließlich nichts dafür.
„Ja klar, ehm... selbstverständlich, Ma´am.“ „Nennen Sie mich nicht immer Ma´am. So alt bin ich noch nicht.“

„Louis?“ „Ja, Mr. Ross?“ „Miss McGarrett ist hier, um ihre Aussage über den Unfall von Jardin zu machen“
„Danke, Mr. Ross.“ „Guten Tag, Miss McGarrett. Schön, dass sie gekommen sind. Bitte setzen Sie sich doch, wir beginnen gleich mit Ihrer Aussage.“ Ich setzte mich also und wir begannen mit der Aussage. Sie entwickelte sich allerdings in eine vollkommen falsche Richtung...

„Nein. Das reicht jetzt! Jetzt hören Sie … nein, Sie hören mir jetzt zu, Mister Litt! Ich werde hier nichts weiter sagen. Das, was Sie da machen, ist Verleumdung. Ich könnte Sie deswegen verklagen, ist Ihnen das eigentlich klar? Sie sind Anwalt. Das sollte Ihnen eigentlich klar sein! Und wenn Sie mir jetzt weiß machen wollen, ich könnte Sie nicht verklagen, sind sie schief gewickelt. Ich kenne mich mit dem Gesetz aus und mit Verhören sowieso. Sie hatten von Anfang an nicht die Absicht, dass hier als einfache Zeugenaussage stehen zu lassen. Sie wollten meine Integrität und Glaubwürdigkeit in Frage stellen, damit ihr Mandat fein aus der Sache raus ist. Doch das lasse ich mir nicht bieten! Sie können mir nicht die Worte im Mund umdrehen! Ich bin eine zufällige Zeugin, die das wiedergegeben hat, was sie beobachtet hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Und ich werde diese Aussage jetzt beenden. Auf Wiedersehen!“ Was fiel diesem Anwalt eigentlich ein?? Somit ließ ich einen verdutzten Mike Ross und einen sprachlosen Louis Litt zurück.

Ich drehte mich um und verließ in wütenden Schritten das Büro von Louis Litt. Ich musste wohl ziemlich laut geworden sein, weil ich von einer handvoll Menschen beobachtet wurde. Ein erhabenes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Sowas lasse ich mir doch nicht bieten! Pah!
„Miss McGarrett. Warten Sie. Er hat es nicht so gemeint“ Mike Ross stolperte in hektischen Schritten aus Louis Büro und versuchte, mich zu überreden, nicht zu gehen. „Nicht so gemeint? Das ist doch nicht Ihr Ernst! Ich weiß ja nicht, was mit Ihm nicht stimmt, aber Sie scheinen mir an anständiger Junge zu sein. Also sage ich Ihnen was im Vertrauen. Mr. Litt hat es so gemeint, wie er es gesagt hat.“ „Aber …“ Warum musste ich nochmal zu dieser Aussage? Ich wollte eigentlich gar nicht hingehen. Achja, Hetty wollte es so. Verdammt. Also atmete ich einmal durch und gab mich geschlagen „Okay. Wissen Sie was? Hier. Ich gebe Ihnen meine Karte. Wenn Mr. Litt sich beruhigt hat, kann er gerne wieder anrufen für einen neuen Termin, vorausgesetzt, er entschuldigt sich bei mir. Ansonsten sehen Sie mich nie wieder und können Ihre Aussage vergessen.“
„Einverstanden!“ erleichtert atmete Mike Ross aus und nahm die Karte entgegen.

„Ach ja, eins wäre da noch.“ „Ja?“ „Er wird anrufen und sich entschuldigen, aber ich werde meine Aussage bei ihm nicht wiederholen. Entweder Sie nehmen meine Aussage auf oder irgendein anderer Anwalt. Verstanden?“ Mike Ross nickte nur.
Ich drehte mich also wieder um und lief Richtung Aufzug, dabei blickte ich in die schaulustigen Gesichter der anderen Mitarbeiter. Alle schauten verdutzt und sprachlos aus der Wäsche. Nachdem sie meinen Blick gesehen hatten, drehten sie sich schnell um und taten so, als würden sie ihrer Arbeit nachgehen. Dieser Louis muss hier wohl sehr gefürchtet sein, sonst wären die Leute nicht so überrascht, dass er jetzt verdutzt und sprachlos in seinem Büro saß. Ich musste bei diesem Gedanken triumphierend grinsen. Flüchtig schaute ich mich weiter um. Dabei blieb ich an einem Blick haften.
Er stand lässig in der gläsernen Bürotür und grinste mich schief an. Ihm schien diese Szene von mir gefallen zu haben. Scheint so, als hätte er keinen großen Respekt vor diesem Louis. Deswegen grinste ich genauso schief zurück und stieg dann in den Aufzug ein, der gerade oben angekommen war. Mir fiel wieder Regel Nr.13 ein. Ziehe niemals einen Anwalt hinzu. Wie wahr, wie wahr...

Harvey Specter

Mike war schon lange mit der Sache von Louis beschäftig. Zu lange, wie Harvey fand. Mike sollte sich um die Fusion von Silver und Coldman kümmern. Doch statt seiner Arbeit für ihn nachzugehen, bearbeitete er einen Fall von Louis. Es ging um irgendeine Bagatellsache in Sachen Verkehrsunfall. Seit wann ist eine einfache Aussage in einem Verkehrsunfall denn wichtiger als eine Fusion? Aber weil Harvey eine Wette gegen Louis verloren hat, darf er sich nicht beschweren.
Also musste er sich alleine um die Fusion kümmern und sich selbst durch die Akten arbeiten ohne von Mike eine Zusammenfassung der wichtigsten Daten zu bekommen.
Das ging ihm gewaltig gegen den Strich. Aber es half nichts, er musste es Wohl oder Übel selber machen. „Donna! Mir fehlen noch die Akten zu den Finanzen von Coldman!“ „Und?“ „Na, du sollst sie mir holen. Du bist schließlich meine Sekretärin.“ Donna verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. „Ja und? Du hast zwei Beine und bist in deinen motorischen Fähigkeiten nicht eingeschränkt. Geh und hol sie selber.“ Donna setzte ihren wissenden Blick auf, der keinen Widerspruch duldete. Harvey gab sich geschlagen. „Warum habe ich dich noch nicht gefeuert, Donna?“ „Weil du ohne mich aufgeschmissen bist, mein Lieber“ grinste sie schelmisch und setzte sich wieder an ihren Arbeitsplatz. Harvey seufzte.

Harvey machte sich also gerade auf den Weg in die Tiefen der Archive, als ihm der Krach aus Louis Büro auffiel.
„Nein. Das reicht jetzt! Jetzt hören Sie … nein, Sie hören mir jetzt zu, Mister Litt! Ich werde hier nichts weiter sagen. Das, was Sie da machen, ist Verleumdung. Ich könnte Sie deswegen verklagen, ist Ihnen das eigentlich klar? Sie sind Anwalt. Das sollte Ihnen eigentlich klar sein! Und wenn Sie mir jetzt weiß machen wollen, ich könnte Sie nicht verklagen, sind sie schief gewickelt. Ich kenne mich mit dem Gesetz aus und mit Verhören sowieso. Sie hatten von Anfang an nicht die Absicht, dass hier als einfache Zeugenaussage stehen zu lassen. Sie wollten meine Integrität und Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Doch das lass ich mir nicht bieten! Sie können mir nicht die Worte im Mund umdrehen! Ich bin eine zufällige Zeugin, die das wiedergegeben hat, was sie beobachtet hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Und ich werde diese Aussage jetzt beenden. Auf Wiedersehen!“

Das interessierte Harvey. Scheint, als würde der Fall von Louis nicht so laufen, wie geplant. Das geschieht ihm Recht. Dann kann er Mike bestimmt bald wieder für sich haben und ihn die Fusion bearbeiten lassen. Was Louis wohl schon wieder angestellt hat? Er ist wahrscheinlich wieder ein bisschen über die Strenge geschlagen und hat der Zeugin das Wort im Mund herumgedreht. Und das bei dieser Bagatellsache. So ein Anfänger. Die Sache wäre vermutlich erledigt gewesen, wenn diese Aussage zufriedenstellend zu Ende gebracht worden wäre. So hat er nicht nur die Aussage vermasselt, sondern auch noch die Zeugin ziemlich wütend gemacht.
Augenrollend lehnte er sich an eine der Bürotüren und beobachtete das Spektakel. Aus Louis Büro stürmte eine Frau in Richtung Aufzug. Harveys Blick blieb an ihr haften. Sie war etwa 170 cm groß, hatte schulterlange blonde Haare, trug eine enge Jeans mit einer schwarzen Bluse. Sie war attraktiv, stellte Harvey fest. Ihr Blick zeigte eine Mischung aus Wut und Entrüstung, aber auch Schadenfreude, denn das schiefe Grinsen beim Anblick der verdutzten Schaulustigen entging ihm nicht. Ja, das beschrieb es ganz gut. Offensichtlich hat es ihr gefallen, dass sie Louis sprachlos zurück gelassen hat. An Selbstbewusstsein mangelte es ihr nicht.

„Miss McGarrett. Warten Sie. Er hat es nicht so gemeint“ versuchte Mike sie zu beruhigen. „Nicht so gemeint? Das ist doch nicht Ihr Ernst! Ich weiß ja nicht, was mit Ihm nicht stimmt, aber Sie scheinen mir an anständiger Junge zu sein. Also sage ich Ihnen was im Vertrauen. Mr. Litt hat es so gemeint, wie er es gesagt hat.“ „Aber …“ „Okay. Wissen Sie was? Hier. Ich gebe Ihnen meine Karte. Wenn Mr. Litt sich beruhigt hat, kann er gerne wieder anrufen für einen neuen Termin, vorausgesetzt, er entschuldigt sich bei mir. Ansonsten sehen Sie mich nie wieder und können Ihre Aussage vergessen.“ „Einverstanden!“ erleichtert atmete Mike aus und nahm die Karte entgegen.
„Ach ja, eins wäre da noch.“ „Ja?“ „Er wird anrufen und sich entschuldigen, aber ich werde meine Aussage bei ihm nicht wiederholen. Entweder Sie nehmen meine Aussage auf oder irgendein anderer Anwalt. Verstanden?“ Mike nickte nur.

Harvey Grinsen wurde immer größer. Diese Frau hat es wirklich geschafft. Sie hat nicht nur Louis vorgeführt, sie hat auch noch dafür gesorgt, dass er nicht weiter an dem Fall beteiligt ist. Das schaffen nicht viele Leute. Er selbstverständlich schon. Und Jessica. Er war sichtlich beeindruckt von der fremden blonden Frau.
Als sie Richtung Aufzug ging, trafen sich kurz ihre Blicke. Er lehnte lässig an der Bürotür und grinste schief. Sie erwiderte den Blick mit demselben schiefen Grinsen und stieg dann in den Aufzug. Ihre Augen funkelten in einem starken blau-grün.

„Puh, was war das denn gerade?“ Mike war sichtlich verstört von der Aussage und der Szene, die sich ihm danach geboten wurde. „Haben Sie das gesehen, Harvey? Sie hat.. sie hat...“, stammelte Mike. „Ich weiß, Mike. Sie hat Louis fertig gemacht“, sagte Harvey mit sichtlicher Begeisterung.
Mike hatte immer noch die Karte von der Frau in der Hand, Harvey nahm sie ihm ab und las interessiert, was darauf stand:

Special Agent Akiza McGarrett
Naval Criminal Investigative Service - NCIS

Warum ich? Womit hab ich das verdient? Genervt drückte sie den Knopf des Aufzuges, der sie in das 50.Stockwerk bringen sollte. Sie blickte sich im Fahrstuhl um. Umgeben von Anzugträgern. Na super.

Der Eingangsbereich des Bürogebäudes war nicht einladender gewesen. Es war ein Gebäude mit circa 50 Stockwerken, mindestens, getragen von riesigen Glaswänden, die sich noch Fenster schimpfen durften. Sie war sich nicht sicher, ob dieses Gebäude einem starken Sturm standhalten würde. Innen war alles hell ausgeleuchtet, dafür sorgten nicht nur die großen Glasfenster, sondern auch an die hundert LED-Strahler, die überall verteilt waren. Ein kurzer Blick genügte, um die meisten der Lampen auszumachen. Daneben entdeckte sie auch die zahlreichen Überwachungskameras, die installiert wurden, um das Gebäude vor ungebetenen Gästen zu bewahren. Eins musste sie diesem Gebäudelassen: es war gut ausgestattet in Sachen Sicherheit. Wenigstens etwas.
Sie ging weiter Richtung Anmeldung und Sicherheitskontrolle, zeigte ihre Vorladung und ihren Ausweis vor und durfte passieren. In das 50. Stockwerk musste sie also, wies ihr der Sicherheitsbeamte an. Nickend ging sie an ihm vorbei und drückte den Knopf, um den Aufzug zu holen.

Dort stand sie nun. Im Aufzug umgeben von Anzugträgern. Sie blickte sich kurz um und überlegte, wem die heute wohl wieder in den Arsch kriechen würden. Der eine telefonierte angestrengt über sein Headset, der andere tippte wie wild auf seinem Handy herum. Die Nächste starrte auf ihre Fingernägel und fragte sich wohl, wann sie wieder zu ihrer 100$ Maniküre gehen konnte. Bei diesem Gedanken konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Und sie hielt immer noch das Schreiben in der Hand. Wem hatte sie das nochmal zu verdanken? Achja, sie erinnerte sich. Auf dem Weg zur Arbeit war sie Zeugin eines kleinen Verkehrsunfalls gewesen. Auto A ist in Auto B gefahren, weil Auto A die Vorfahrtsregeln nicht beachtet hatte. Und sie war nur zufällig da und hat es beobachtet. Eine ganz klare Sache also. Zumindest für jeden normalen Bürger dieser Stadt. Aber Autofahrer A ist ein BigBoss eines großen IT-Unternehmens und deswegen muss die Zeugin eine Aussage bei dem Anwalt des Big Bosses machen, damit alles schön geregelt wird.
In der Kurzfassung steht genau das in dem Schreiben, welches sie von dem Anwalt bekommen hat. Und da sie nichts lieber tut, als vor Anwälten eine Aussage zu machen, war sie auf dem Weg zu eben diesem Anwalt und der Kanzlei und stand somit in dem Aufzug, der sie in das 50. Stockwerk beförderte.

Ein „Ping“ ertönte. Es bedeutete, dass sie endlich auf der richtigen Etage angekommen ist. So stieg sie aus und schon wieder blickte sie in die Gesichter von hektischen Anzugträgern. Mit ihren Akten und ihrem Kaffee in der Hand, genervt von ihrem Alltag. Sie ging weiter Richtung Empfang und eine Dame begrüßte sie freundlich.

„Willkommen bei Pearson &Hardman“