Beiträge von Nic

    Lieber Monz,


    du hast mir schon so oft von deinem kleinen Bruder erzählt, natürlich habe ich mir direkt den nächsten Flieger geschnappt und mal kurz geschaut, ob der Gute noch atmet und wie es auf Mojito schon so ausschaut. 😳


    Bellini kenne ich ja nur aus deinen Geschichten und es hat mich immer berührt, wenn du gesagt hast: „Weißt, auch wenn er nur Schuhe mit Klettverschluss tragen kann und das Wohnzimmerlicht mit dem Backstein ausmacht, ist er ein liebenswerter Kerl. Ich hoffe so sehr, dass er irgendwann den Ausgang daheim findet, besonders, bevor Mama anfängt seine Hälfte der Pizza mit Abführmittel zu würzen.“ Nun, dies scheint nun endlich geschehen zu sein (also der Auszug, das mit dem Abführmittel weiß ich nicht).



    Mojito.. was soll ich sagen.

    Die Ambivalenz des Eilandes zog mich augenblicklich in seinen Bann. Hier Grünflächenversiegelung vom Feinsten, dort endlose Weite, Tundra, Steppengras, das sich im Winde wiegt. Hachz.



    Es war auch so schön zu sehen, dass sich typisch Monzsche Elemente bereits im Aufbau erkennen ließen.. zum Beispiel der Fußgängerüberweg direkt am Flughafen, flankiert von zwei mächtigen Bäumen, die zuverlässig den Blick auf den nahenden Verkehr versperrten. Die Entledigung unliebsamer Gäste direkt bei Ankunft, zeigt die hochgradig effektive Denkweise des Lanschaftsgestalters. Ich mag solche einfachen, pragmatischen Ansätze ja sehr!




    Die Häuser der Bewohner waren großteils lieblos beiseite gestellt, das gilt es zu bestätigen. Aber es ist ja noch ganz am Anfang!


    Beachtlicher und unangenehmer war die Tatsache, dass fast niemand zuhause zu sein schien. Ich hatte nämlich ein leichtes Rumoren in der unteren Hälfte meines Körpers, das ich mir nicht erklären konnte. Es sei denn… vielleicht lag es ja an der köstlich duftenden Pizza, die ich liebevoll klein geschnitten in einer mit Herzen verzierten Tupperdose im Flieger gefunden hatte. Musste ein Gast stehen lassen haben. Hallo, das wäre schade drum gewesen! 😇


    Nun, ich war froh, dass ein Bewohner die Tür auf mein Klopfen öffnete, jedenfalls. Wir stellten uns auch noch vor, nachdem wir beide wieder atmen konnten. Das Haus schien maßgeblich aus einem Badezimmer zu bestehen, verrückte Einrichtung. Ich war aber froh, dass es so war, denn ein Wohnzimmer hätte mir ja relativ wenig genutzt.



    Wieder an der frischen Luft begab ich mich an den Strand, in der Hoffnung jemanden zu treffen, der mir sagen kann, wo ich Bellini finde.

    Ich traf dort eine ziemlich zickige, lilafarbenere Känguruhdame, die sich bei der Erwähnung des Namens Bellini mit „Pfffft und der Bruder ist genauso bescheuert“ einfach umdrehte und von Dannen zog. Ich weiß nicht so recht, mir scheint, sie mag euch nicht, aber das war vielleicht auch nur der erste Eindruck. Man kann sich ja täuschen, eventuell hab ich auch was falsch verstanden.




    Ich hab es dann erstmal in Richtung Campingplatz versucht, von dem allerdings außer einer imposanten Zufahrt und ein etwas verranzter Parkplatz noch nicht viel zu sehen ist.


    Der Baustellenverkehr war allerdings heftig und ich hatte ein kurzes, aber intensives Gespräch mit einem völlig bescheuerten LKW Fahrer, der mit mir über Fahr- und Gehwege, Vorfahrt und so Zeug diskutieren wollte. „Ich bremse auch für Tiere!“ meinte er und fand sich ganz toll mit seiner Aussage, kurz nachdem er mir fast die Zehen abgefahren hatte. Was war ich froh, meine Stahlkappenstiefel angezogen zu haben! 👿🔥

    Ehrlich Leute, vergesst bitte Schönheit und Eleganz, wenn ihr auf Inseln fliegt, die im Auf- und Umbau begriffen sind. Safety first!




    Am Strand gab es zumindest einen Zeltstellplatz für mutige Ankömmlinge.

    Ich mochte die klare Botschaft der gewählten Location und deren liebevolle Ausstattung sofort: Wind und Wetterseite, das nächste Klo irgendwo hinterm Felsen und weit und breit keine Infrastruktur. Noch deutlicher kann man seine Abneigung gegenüber Besuchern kaum anbringen. Also außer, man baut einen Fußgängerweg direkt am Ausgang des Flughafens zwischen zwei Bäumen auf einer vielbefahrenen Straße, vielleicht.




    Ich suchte nun gezielt Bellinis Haus auf.

    Tipptopp, vier Zimmer plus Dachgeschoss und Keller, allerdings quasi leer. Ich erinnerte mich, wie du, lieber Monz zu mir mal sagtest: „Weißt, bei meinem Bruder reicht es nicht, wenn du ihm zeigst, wo der Akkuschrauber angeht. Du musst ihm auch sagen, dass er ihn vor Gebrauch laden muss“, und irgendwie finde ich, dass es fast schon fahrlässig ist, das Kerlchen alleine auf eine einsame Insel ziehen zu lassen.




    Den Guten traf ich auch gleich am Strand und er sah etwas blass um die Nase und dünn um die Hüfte aus.

    Er war ziemlich froh, mal wieder jemanden zu sehen, der nicht lila war, oder ihn überfahren wollte. Erzählte lange von Mama und dass sie super Pizza macht, er aber leider das letzte Stück im Flieger vergessen hätte.

    Dass er nicht weiß, wie man Klamotten wäscht, geschweige denn, eine Waschmaschine anschließt und deshalb momentan mit seinem Krempel immer zu einem lila Nachbarn ginge, dessen Haus praktisch nur aus einem Badezimmer bestand. (Auch um dort aufs Klo zu gehen, das war ihm sichtlich peinlich).

    Im Moment würde er versuchen eine Rakete zu bauen, um dem Müll hinterm Haus loszuwerden. Aber jetzt täte schon seit einer Woche der Akkuschrauber nicht mehr, das wäre echt blöd.

    Und dass er sich wünschen würde, sein Bruder käme mal für eine Weile vorbei, weil der doch so praktisch wäre und eine so wundervolle Insel hätte. Könnte ihm ja auch ein Stückchen des berühmten Kunstwerks am Strand mitbringen, damit er für die große Toilette nicht immer außer Haus müsste…


    Ich hörte mir sein Wehklagen eine Weile an, denn er tat mir fast schon leid. Also was heißt fast. Er tat mir leid. Habt ihr schonmal einen kleinen Kater gesehen, der es nicht schafft eine Treppenstufe hochzuspringen? Dann wisst ihr was ich meine. Das berührt einem das Herz, ehrlich. Nunja, ich mag keine Katzen.

    Nach einer Weile verabschiedete ich mich von ihm, nicht ohne einen festen Drücker und den aufmunternden Worten „Du schaffst das!“, wohlwissend, dass dies an für sich nicht gesichert war. Aber was hätte ich sonst sagen oder tun sollen?


    Als ich wieder im Flieger saß und auf die kleiner werdende Insel blickte, nahm ich mir vor dort bald wieder vorbei zu schauen. Mit zwei oder drei alten, aber vollgeladenen Akkuschraubern, einer Campingtoilette und Stahlkappenschuhen.


    Den Apfelkuchen, den ich in einer Tupperdose unter meinem Sitz fand, habe ich zur Sicherheit nicht gegessen, übrigens.


    Liebe Grüße,

    Nic 🎈




    Hallo Jess,

    ich habe einige im Schrank. Wenn du magst, kannst heute Abend mal vorbeischauen.

    Ich möchte nichts dafür, nur dass sie gleich gelernt werden.

    Schreib mir doch eine PN, wann es dir passt.

    LG, Nic

    Huhu,

    also ich bin regelrecht schockiert, dass deine Bewohner derart angepisst waren! 😄 Ich war noch nie so lange von Luminosa weg und habe das deshalb noch nie gesehen oder gehört.

    Also ich finds mega witzig, wie sie dich zusammenfalten! 😂

    Dein blau leuchtendes Meer war doch nicht wirklich auf deiner Insel, oder? Ich habe das bei mir noch nie gesehen?. War ein Witz, oder? In Natura kenne ich das Schauspiel übrigens, ein einziges Mal an der Nordsee erlebt. 😊

    LG, Nic 🎈